HDR

Marko Bennin

Wozu HDR?K IMG 0075

Das Problem ist der Dynamikumfang bei der Fotografie. Gemeint ist der Unterschied des
hellsten und dunkelsten Bildpunktes eines Fotos. In fotoüblichen Blendwerten umgerechnet
kann das menschliche Auge über 20 Blendstufen unterscheiden. Unsere aktuellen Kameras
können nur 10..12 Blendstufen und ein Papierfoto gerade mal 6 Blendstufen darstellen.

Und hier setzt HDR an: Es werden mehrere Aufnahmen mit unterschiedlicher Belichtung von der gleichen Szene geschossen und dann zu einem Bild vereint. Dies übernimmt dann die HDR-Software. Nun kommt aber das nächste Problem: als z.B. Papierbild können wir dann dieses Ergebnis nicht nutzen. Selbst unser Computer-Monitor schafft nur 8 Blendstufen, das Bildformat JPG übrigens auch nur 8 Blendwerte (RAW: 11 Blendstufen)…
Also nutzt uns das HDR-Bild erstmal gar nichts, denn es ist nicht darstellbar. Es dient in der Praxis auch nur als Zwischenergebnis denn erst die anschließende Kompression erzeugt ein für das entsprechende Medium sinnvolles Ergebnis.
>HDR Prinzip by Marko Bennin
>Nachteile: Natürlich lässt sich die HDR-Fotografie nur für unbewegte Szenen einsetzen, da ja mehrere Fotos, die hintereinander aufgenommen werden, vereint werden. Ein Ausnahme ist da das Pseudo-HDR Bild. Dazu wird der etwas größere Dynamikbereich des RAW-Bildes genutzt und zwei entsprechende „Abzüge“ aus den RAW-Daten zu einem Bild zusammengesetzt. Immerhin sind dies 3 Blendstufen mehr als die JPG-Variante der gleichen Aufnahme. Da sich pro Blendstufe die Lichtmenge verdoppelt sind 3 Blendstufen mehr schon recht beachtlich…
 

Zusammenfassung:

Die Schwäche der Kamera gleichen wir durch das Fotografieren einer Bildreihe mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen aus. Somit erhalten wir Aufnahmen die schöne Helligkeitsabstufungen im hellsten aber auch dunkelsten Bildteilen darstellen. Leider noch auf verschiedenen Fotos! Durch entsprechende HDR-Software werden diese Fotos nun zu einem einzigen Foto zusammengerechnet.
So, nun haben wir zwar ein tolles Ergebnis aber noch keine Möglichkeit dieses Bild darzustellen. Daher wird das Bild nun komprimiert, also auf eine Helligkeitsabstufung gebracht die unserem Monitor oder Fotopapier entspricht. Das Ergebnis ist ein Bild mit sauberer Abstufung der Helligkeit (Zeichnung) in allen Bildteilen…
 

Die HDR Aufnahme

Wichtig: ein Stativ ist fast immer unabdingbar!
Alle Automatikfunktionen sollten ausgeschaltet werden (Autofocus, Autoweisabgleich, Automatische Bildver(schlimm)besserer usw.) und die Belichtung erfolgt manuel (M) oder halbautomatisch (TV/AV).
Zum Auslösen nutzt man eine Fernbedienung oder stellt den Selbstauslöser auf z.B. 2 sek.
Bei Kameras mit HDR-Funktion stellt man diese entsprechend ein (Anzahl der Aufnahmen, Belichtungsstufen...), bei den anderen Kameras nutzt man die automatische Belichtungsreihenfunktion. Bei Canon nennt sie sich AEB-Funktion.
Je nach Modell kann man den Blendenwert der einzelnen Aufnahmen um 2 oder mehr Stufen einstellen. 
Für Canonkameras ohne HDR-Funktion lässt sich "Magic Lantern" installieren und man erhält eine HDR-Funktion mit vielen Einstellmöglichkeiten - dies habe ich in einem anderen Beitrag schon beschrieben...
Und los gehts: Man stellt die Belichtung für die erste Aufnahme ein (sollte bei Nutzung der AEB-Funktion einer "normalen" Belichtung entsprechen) und startet die Aufnahmeserie. Die Kamera löst die Belichtungsreihe aus und nimmt dann bei der AEB-Funktion ein "normales", ein über- und ein unterbelichtetes Bild auf. Bei Kameras mit HDR-Modus kann die Reihenfolge un die Anzahl der Aufnahmen eingestellt werden. Schon haben wir die Basis für die weitere Arbeit - weiter gehts nun am Computer:
 

Hier nun ein praktischer Programmtipp: EnfuseGUI

Dieses Programm ist kein „klassisches“ HDR-Tool, denn das Zwischenergebnis HDR-Bild gibt es nicht. Es wird gleich ein „fertiges“ Bild erzeugt. Es ist einfach zu bedienen, kostet nichts und benötigt nicht Programme wie z.B. Lightroom.
"Enfuse" ist ein freies Projekt, im Internet erhältlich (Spende an die Entwickler ist erwünscht) und ist in der Grundform eine command-line Anwendung. Das heißt, man muss per Tastatureingabe das Programm starten und die erforderlichen Parameter dazu anhängen. Eine sicherlich nicht mehr übliche Form der Anwendung in Zeiten von komplett grafischen Benutzeroberflächen wie sie die Betriebssystem (z.B. Windows) bieten. Aber es gibt eine Lösung: "EnfuseGUI" – diese Version des Programmes ist durch eine „normale“ Benutzeroberfläche ergänzt worden und kann man als Windows oder Mac Version hier herunter laden:

Hier beschreibe ich die Windowsversion:

Die Version 2.1.3 ist derzeit die aktuelle Version (3/2013) und ca. 10MB groß.
Beim Installieren sollte man den vorgeschlagenen Ziel-Ordner ändern und es wie sonst auch üblich im Verzeichnis Programme installieren lassen (dort einen entsprechenden Ordner z.B. Enfuse anlegen lassen). Dies ist natürlich keine Pflicht, denn das Programm funktioniert auch im vorgeschlagenen Ordner.
Nach der Installation findet man im Startmenü das Programm EnfuseGUI.
Das Programm kommt in Englisch daher, aber die Bedienung ist recht simpel, da stört dies kaum.
 

Enfuse im Einsatz:

Im linken Teil steht im weißen Bereich „Drag files or directories here…“ – was soviel heißt wie „Packe hier Daten oder Verzeichnisse rein“. Wir schnappen uns also die Fotos und ziehen sie mit der Mouse auf diesen Bereich. Nun noch schnell die Einstellungen im mittleren Bereich des Programmfensters kontrollieren: „Bracket count“ – hier die Anzahl der Fotos einstellen die verrechnet werden sollen und „Output Format“ – was soll das Programm für Bilder erzeugen? Hier zwischen TIFF oder JPG wählen. Dann den Knopf „Enfuse It!“ klicken und es geht los. Während der Berechnung hüpft zur allgemeinen Belustigung ein Ball rum und frei übersetzt wird man dazu angehalten sich zurückzulehnen und Ruhe zu bewahren während das Programm für uns arbeitet…
Nach der Berechnung passiert nichts Spektakuläres, nun müssen wir mal wieder was tun: Das berechnete Bild liegt in einem neuen Ordner mit dem Namen „enfused“, den hat das Programm im Quellverzeichnis der Bilder erstellt. Hier können wir nun das Ergebnis betrachten…
Auf der rechten Seite sind noch diverse „Knöpfe“ und „Regler“ zum Schalten und Schieben – einfach ausprobieren, die neuen Bilder werden im bereits erwähnten Ordner abgelegt und erhalten eine fortlaufende Nummerierung. So kann man sich die Varianten in Ruhe ansehen und vergleichen.

 

Hier noch ein Beispiel:

K IMG 0073  K IMG 0074K IMG 0075
links:  ISO100, Blende 22, Zeit: 1sek.  -  mitte 10sek  und   rechts 82sek.
K HDR 0073das mit Enfuse erzeugte Bild
 
Viel Spaß beim Experimentieren!
Marko Bennin